Was sehr lange währt

Eine jahrzehntelange Außenseitergeschichte nimmt ein gutes Ende.

Zu Beginn der Beratung

Abteilungsleiterin (= Auftraggeberin): In meinem Bereich, den ich vor einem Dreivierteljahr übernommen habe, gibt es eine 1:n-Situation. Zwischen Herrn Schwan und den anderen Teammitgliedern gibt es einen tiefen Graben. Herr Schwan reagiert zunehmend aggressiv, auch ich erreiche ihn mit meinem Feedback kaum mehr. Auch seine fachliche Leistung hat nachgelassen, so dass ich etwas unternehmen muss. Ich bin skeptisch, ob sich durch die Mediation noch etwas bewegen lässt, denn die Schwierigkeiten von Herrn Schwan in unserer Organisation sind Jahrzehnte alt; aber es ist mir persönlich wichtig, alle kooperativen Möglichkeiten auszuschöpfen, bevor wir über Alternativen nachdenken.

Herr Schwan: In diesem Unternehmen waren alle von Anfang an gegen mich. Wenn ich nicht kämpfe, verliere ich. Meine neue Chefin ist zwar nett, aber letztlich auch Teil der Organisation. Wenn jetzt eine Mediation stattfindet, werde ich mich erst einmal schützen.

Klärung

Es findet eine zweitägige Teamklärung mit der Abteilungsleiterin und dem kompletten Team statt. Herr Schwan fasst zunehmend Vertrauen zur Mediatorin und zum Prozess. Der Wendepunkt kommt, als er von einer Begebenheit vor einigen Jahren berichtet, die ihn sehr verletzt hat, und die anderen Teammitglieder aufrichtig ihr Bedauern darüber ausdrücken. Nun kann er auch die Kritik der anderen annehmen.

Nach der Mediation

Abteilungsleiterin: Die Mediation hat tatsächlich eine große Veränderung bewirkt. Die Kommunikation ist viel direkter, es wird nicht mehr über-, sondern miteinander geredet. Die Arbeitsatmosphäre hat sich deutlich verbessert, und wir können uns auf die Sachthemen konzentrieren. Ich glaube der entscheidende Durchbruch war, dass Herr Schwan verstanden hat, dass das Team nicht gegen ihn ist, sondern mit ihm arbeiten möchte. Wenn alles so bleibt wie jetzt, hat die Mediation tatsächlich ein Wunder bewirkt.

Herr Schwan: Ich habe immer gedacht, wenn ich mich verletzlich zeige, gehe ich ganz unter. Die Mediatorin hat mich dazu ermutigt, aber die Entscheidung ganz mir überlassen. Da habe ich es gewagt, und es hat mich sehr bewegt, wie mitfühlend das Team reagiert hat. Natürlich musste ich mir auch viel anhören; die Mediatorin hat aber alle unterstützt, nicht nur klar, sondern auch verkraftbar zu formulieren, und so ging es. Eine jahrzehntealte Last ist von mir gefallen.